Jacques Mercet Course, 1974, Schweiz
Geschichte & Spezifikationen
Die meisten Angaben über diesen meist unbekannten Rahmenbauer habe ich vom Vorbesitzer dieses Mercet bekommen. Jacques Mercet lernte einen Beruf in der mechanischen Branche. Als junger Erwachsener war er während dem Krieg im Militär und hatte nicht die Möglichkeit, eine Rennfahrerkarriere zu machen. Er arbeitete bei der Schweizer Post. Spuren seiner Fahrerqualitäten finden sich in den Jahren 1956 – 1962 als 5-facher Sieger im Rennen «Lausanne Pédale de Montéan» in der Kategorie Seniors-Vétérans. Zu seinen Leidenschaften gehörte der Bau von Rennvelorahmen. Das älteste im Web bisher dokumentierte Mercet stammt aus dem Jahre 1963. Mercet entwickelte sich stetig weiter, setzte seine Ideen um und baute immer aufwändigere, ästhetisch herausragende Design-Kreationen. In der Waadt war er ein bekannter Rahmenbauer und seine Rennvelos waren damals sehr teuer. Die gebauten Stückzahlen pro Jahr variierten, von vielleicht 10-30 Stück in den 60er und 70 Jahren, in den 1980 und 90er Jahren waren es einstellige Stückzahlen pro Jahr. Die letzten seiner Kreationen stammen aus dem Jahre 2000.
Dieses elegante Mercet hat ein grosser Freund von Jacques Mercet (er hatte um 10 Velos von Mercet) damals für sich bestellt. Er wollte ein leichtes Rennvelo.
Nachdem ich es gekauft hatte, entschied ich, eine grosse Revision zu machen.
Der Rahmen aus damals in Europa nicht sehr verbreiteten Ishiwata 017 Rahmenrohrsatz, vom Gewicht zwischen Columbus SL und KL weist bereits einige Rafinessen auf. Nebst der schönen Verarbeitung sind die Muffen formal nachbearbeitet, die Bremsachsen fest mit Rahmen verlötet und die Sattelklemmung ohne üblichen zweiteiligen Bolzen. Die sorgfältige Arbeisweise ist am Beispiel des Tretlagergehäuse erst sichtbar, wenn das Velo auf den Kopf gestellt ist.
Ausgerüstet ist das Rennvelo mit einem hochwertigen Komponentenmix von Campagnolo Super Record, Shimano Dura-Ace, Huret Jubilée, Mavic, DT und Weinmann. Ausgetauscht wurde das kleine, ebenfalls gebohrte Kettenblatt, weil die Zähne abgelaufen waren. Den rehbraunen Idéal Sattel ersetzte ich durch einen Selle Italia Super Professional, weil die Farbe besser passt. Die Ishiwata Abziehbilder sind nicht die Originalversion von 1974. Diese habe ich vom Rahmenbauer Röbi Stolz in Zürich bekommen. Mir gefiel besonders die Typografie und Grafik der Decals und sie unterstreichen die Besonderheit des Rahmens.
Das Velo wurde gepflegt und ist in gutem optischen und sehr gutem mechanischen Zustand.
Rahmengrösse Sitzrohr 58.5 cm Mitte-oben, Oberrohrlänge 56 cm Mitte-Mitte, Gewicht 9.3 kg.